IHK Thurgau wählt Kristiane Vietze als neue Präsidentin

An der diesjährigen Generalversammlung der Industrie- und Handelskammer Thurgau stand ein Generationenwechsel im Vorstand an. Dabei wurde der abtretende Präsident Christian Neuweiler gewürdigt und Kristiane Vietze als neue Präsidentin gewählt. Zudem sprach alt Bundesrat Ueli Maurer als Gastreferent zu den Entwicklungen in der Schweizer Politik.

Die Industrie- und Handelskammer Thurgau konnte im Casino Frauenfeld rund 280 Mitglieder sowie Gäste aus Politik und Gesellschaft begrüssen. Der IHK-Präsident, Christian Neuweiler, betonte in seiner Ansprache die Bedeutung von stabilen Beziehungen mit der Europäischen Union. Die innenpolitische Blockade in der Schweizer Politik müsse überwunden werden, damit für Schweizer Unternehmen wieder rechtliche Klarheit über den Zugang zum Europäischen Binnenmarkt herrsche. Er begrüsste zudem den Entscheid des Bundesrats, die N23 / Bodensee-Thurtal-Strasse weiterzuentwickeln und mit einer Korridorstudie zeitnah deren Umsetzung zu überprüfen. Weiter wies Neuweiler auf die bevorstehende kantonale Volksabstimmung vom 18. Juni zum Thurgauer Chancen-Paket hin. Darin enthalten ist auch der von der IHK konzipierte «Innovation Campus Thurgau» als eines von 20 Projekten, die von Geldern aus dem Börsengang der TKB profitieren sollen. Mit Blick auf die Wahlen im Oktober betonte er, dass seine Nachfolgerin eine hervorragende Kandidatin für den National bzw. den Ständerrat sei, die der Thurgauer Wirtschaft ein Gesicht gebe und für Eigenverantwortung eintrete.

Zwei Frauen neu im Vorstand
Mehrere Vorstandsmitglieder wurden an der diesjährigen Versammlung verabschiedet. Christian Neuweiler wurde aufgrund Amtszeitbeschränkung unter Würdigung seiner Leistungen verabschiedet. Er wirkte während 12 Jahren als Präsident der IHK und war zuvor bereits 14 Jahre Vorstandsmitglied der Kammer. Die aus Frauenfeld stammende Mitinhaberin der Baumer Group Kristiane Vietze wurde einstimmig als neue IHK-Präsidentin gewählt. Weiter trat Beat Hirt von seiner Position als Vizepräsident der Kammer zurück. Als neue Vizepräsidenten wurden Andrea Roth und Dominik Hasler von der Generalversammlung gewählt. Neu in den Vorstand wurden Daniela Spuhler-Hofmann als Vertreterin von Stadler Rail und Yulia Kirschner von der Max Zeller Söhne AG gewählt. 

Wir alle sind Wirtschaft
Die neu gewählte Präsidentin, Kristiane Vietze, betonte in ihrer Ansprache, dass Wohlstand zuerst erwirtschaftet werden müsse und eine starke Wirtschaft eine notwendige Voraussetzung für den hohen Lebensstandard in der Schweiz sei. Sie plädierte dafür, den zuletzt gewachsenen Gaben zwischen Wirtschaft und Gesellschaft wieder zu füllen. «Wir alle sind Wirtschaft – ob als Arbeitgeber, Kunden, Steuerzahler oder Mitarbeitende», so Vietze. Ein verstärkter Dialog sei dafür notwendig. Vietze betonte auch die Wichtigkeit einer starken Bildung im Kanton. «Gerade weil wir mit Ausnahme der Pädagogischen Hochschule über keine Hochschule verfügen, müssen wir umliegende Hochschulen für den Thurgau besser nutzbar machen», bekräftigte Vietze. Sie will sich als Präsidentin der IHK für Ableger oder Kollaborationen umliegender Hochschulen einsetzen. Damit soll der Abwanderung von jungen, gut gebildeten Personen entgegengewirkt werden.

Alt Bundesrat Ueli Maurer zur Schweizer Politik
Im letzten Teil der Versammlung referierte alt Bundesrat Ueli Maurer zu den Entwicklungen in der Schweizer Politik während seiner Zeit als Bundesrat. Für Maurer tritt heutzutage die Kompromissfindung gegenüber der Parteipolitik zurück, etwa in den parlamentarischen Kommissionen. Die Medien trieben heute die öffentliche Meinung stark in eine Richtung und erschwerten die politische Entscheidungsfindung zuweilen durch Indiskretionen. Abweichende Meinungen würden weniger geduldet als früher, stattdessen würde übermässig moralisiert. «Die unmittelbare Einteilung in Gut und Böse behindert die freie Diskussion», so Maurer. Weiter zeigte der ehemalige Bundesrat und Finanzminister die Wichtigkeit der finanziellen Lage für den Staat auf: «Die Finanzen werden der Schlüssel zu fast allen Herausforderungen sein, die wir nun lösen müssen». In den nächsten Jahren würde die wirtschaftliche Lage schlechter aussehen als in vergangenen Jahren. «Viele der jüngeren Mitglieder des Parlaments kennen nur die guten wirtschaftlichen Zeiten». Dies mache die politische Arbeit nicht einfacher.

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