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Digital & Innovation Campus Thurgau nimmt konkrete Formen an

Damit der Thurgau den Anschluss an die Entwicklungen der Zeit nicht verliert, muss er insbesondere beim Innovationspotenzial sowie im Umgang mit der digitalen Transformation grosse Schritte nach vorne machen. Die Initiative der IHK Thurgau hilft mit und kommt dabei der Bevölkerung, den Unternehmen, Bildungseinrichtungen und der Verwaltung mit konkreten Angeboten zugute.

Seit Ende 2020 arbeitet die IHK Thurgau mit Partnern intensiv daran, die Projektidee «Digital Campus Thurgau» in eine konkrete und umsetzbare Form zu bringen. Das Projekt ist auch im Rennen um Fördergelder aus den TKB-Millionen und wurde im Bericht des Regierungsrats vom 13. April 2021 als Grossprojekt zur Förderung empfohlen. Aufgrund der konkreten Ausgestaltung des Campus trägt er mittlerweile den Namen «Digital & Innovation Campus Thurgau». Der Innovationsfähigkeit kommt eine zentrale Rolle für die Weiterentwicklung des Wohn- und Arbeitsorts Thurgau zu. Zudem zeigt eine im Sommer gemachte Umfrage bei Mitgliedern der IHK und dem Gewerbeverband, dass eine Nachfrage zur Innovationsförderung besteht.

Raum für neue Ideen und Produkte

Fünf Hauptbereiche zeichnen den Digital & Innovation Campus Thurgau (DICT) aus: Innovation, angewandte Forschung, Technologie, Bildung und Netzwerk. Mit einem Innovationslabor wird ein physischer Raum geschaffen, in dem kreative Köpfe und Unternehmen aus der Region neue Produkte, Dienstleistungen und Ideen andenken, ausprobieren und entwickeln können. Dafür braucht es eine Umgebung, welche das Kreativpotenzial der Beteiligten unterstützt und alle erdenklichen Workshop-Methoden zulässt. Es braucht dazu mehr als einen einfachen, weissen Raum mit Tisch, Stühlen und Whiteboards, der wenig inspirierend wirkt. Daneben soll der Campus modularen Raum für Startups oder Hochschul-Spinoffs bieten, die eine erste, einfache Arbeitsumgebung benötigen.

Ort für angewandte Forschung

Mit dem Thurgauer Institut für Digitale Transformation (TIDiT) bringt der Campus akademisches Fachwissen und angewandte Forschung der beiden Konstanzer Hochschulen in den Thurgau. Das im Kanton etablierte Format solcher Institute würde erstmalig zusammen mit der Universität und der HWTG gemeinsam zur Anwendung kommen. Das TIDiT stellt bei Fragestellungen rund um digitale Technologien den Menschen in den Mittelpunkt. Dafür bieten sich für den Start drei aktuelle Themen an: vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz, Datensicherheit und -integrität sowie Privatsphäre im Umgang mit Informationstechnologien. Diese spielen bei neuen, digitalen Lösungen für die gesamte Bevölkerung sowie für die Wirtschaft eine zentrale Rolle – bereits heute und in Zukunft erst recht. Damit entsteht ein Leuchtturm im Thurgau mit überregionaler Ausstrahlung, der spannend für die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Institutionen sein wird.

Vertrauen für Neues schaffen

Es gibt aktuell viel Unsicherheit im Verständnis und im Umgang mit Informationstechnologien. Der Graben zwischen diesen Technologien und ihrer Akzeptanz in der Gesellschaft wird grösser wenn man beispielsweise die Abstimmung über die Elektronische Identitätskarte heranzieht. Eine solche ID wäre allerdings dringend benötigt, um Verwaltungsprozesse oder Online-Dienstleistungen sicher abwickeln zu können. Wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftlicher Fortschritt können sich daher verlangsamen oder bleiben gar aus. Für den Thurgau besteht nun die Chance, die digitale Transformation für sich so zu gestalten, dass sie den Kanton als Lebensraum und als Wirtschaftsstandort stärkt.

IT-Nachwuchs aus der Umgebung

Die DICT-Projektleitung ist zudem im guten Gespräch mit dem Projekt «ICT Scouts», die im Campus ihr zuhause im Thurgau finden sollen. Dieses Programm berücksichtigt zwei Aspekte: Zuerst werden in halbtägigen Informatik-Workshops junge Talente direkt in den 7. Klassen der Volksschulen aufgespürt. Diese werden danach während rund drei Jahren an einem der ICT Campus Standorte in diversen Bereichen der Informations- und Kommunikationstechnologie kontinuierlich gefördert. Letztendlich werden sie mit den Lehrbetrieben und höheren Bildungsanstalten aktiv vernetzt. ICT Scouts ist eine grundlegend neue Art der Informatik-Talentfindung und -förderung. Es ist das einzige Förderprogramm in der Schweiz mit einem systematischen Selektionsverfahren und einer kontinuierlichen Betreuung. Rund die Hälfte der Nachtwuchstalente sind übrigens Mädchen.

Kommunikationsnetz und sichere Cloud-Lösungen

Als erster Technologiepartner ist die EKT im Aufbau des Digital & Innovation Campus Thurgau involviert. Sowohl im Lenkungsausschuss als auch im Teilprojekt sitzen Vertreter des EKT, was die Kompetenz aus dem Kanton für den Kanton unterstreicht. Wenn man von digitaler Transformation spricht, kommt man nicht um leistungsfähige Datennetzwerke und die sichere Speicherung von Daten herum. Das EKT-Teilprojekt erarbeitet die Grundlagen für das sogenannte «EduNet.tg». Dabei steht die Förderung der Mobilität von Forschenden, Lehrkräften, Studierenden und Schülerinnen und Schülern am DICT und interessierten Thurgauer Schulen durch Umsetzung durchgängiger Lösungen für Vernetzung, Identitätsmanagement bei Logins und Kollaboration im Vordergrund. Ein Ziel ist es, ein kantonsweites, geschütztes IT-Kommunikationsnetz und eine breitbandige, zuverlässige Datenverbindung für Bildungseinrichtungen zu etablieren. Zudem werden Voraussetzungen und Lösungen für einen sicheren, datenschutzkonformen Betrieb von Cloud-Plattformen geschaffen. Gerade letzteres ist auch für Thurgauer Unternehmen und das Gewerbe sehr interessant.

Innovationsstandort Thurgau: Ein Traum oder bald Realität?

Jérôme Müggler

Direktor IHK Thurgau und Campus Projektleiter

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