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Die erste Frau in der Handelskammer

Die erste Frau in der Handelskammer, dem Vorstand des Thurgauischen Handels- und Industrievereins, heisst Odette Ueltschi-Gegauf (1921–1992). Die Tochter von Fritz Gegauf übernimmt die Geschäftsleitung der international tätigen Bernina-Nähmaschinenfabrik in Steckborn (heute BERNINA International AG) im Jahr 1965. Sie wirkt später als Delegierte und Präsidentin des Verwaltungsrats. In die Handelskammer tritt sie im Jahr 1974 ein und gehört ihr bis 1983 an. Sie wird als so genannt «kooptiertes Mitglied» nicht durch die Generalversammlung, sondern durch die übrigen Kammermitglieder gewählt. Gesamtschweizerisch gilt sie als erste Frau in einem solchen Gremium. Odette Ueltschi-Gegauf wird nach ihrem Rücktritt aus der Kammer in den Verwaltungsrat der PTT und in den Bankrat der Schweizerischen Nationalbank berufen.

Ihr Grossvater, Karl-Friedrich Gegauf, hat mit der Erfindung der Hohlsaum-Nähmaschine im Jahr 1893 den Grundstein für das Unternehmen gelegt. Ihr Vater, Fritz Gegauf, entpuppt sich als begabter Erfinder und guter Geschäftsmann. In seine Zeit fällt die Entwicklung der ersten Haushaltsnähmaschine. Odette Ueltschi-Gegauf rückt die Bedürfnisse der vorwiegend weiblichen Kundschaft ins Zentrum. Sie verfolgt ambitiöse Ziele: BERNINA soll die qualitativ besten Maschinen mit dem höchsten Bedienungskomfort herstellen. Sie verstärkt das Marketing. Ihr Sohn, Hanspeter Ueltschi, der heutige Firmeninhaber, baut als CEO für die USA den US-Markt aus. Seine Vorstandszeit in der IHK Thurgau dauert von 1989 bis 2008. Der hohe Exportanteil bei einem schwächelnden US-Dollar ist herausfordernd. Man sagt Odette Ueltschi-Gegauf nach, sie sei «bhaltig» (sparsam), habe klare Prinzipien und erlaube sich keine Extravaganzen. Das bedeutet auch, dass verdientes Geld umgehend ins Unternehmen reinvestiert wird. Meist ist die sportliche Unternehmerin zu Fuss unterwegs. Wandern in den Bergen, Schwimmen und Golf sind ihre Hobbys. Den Lift im Firmengebäude könnte man ihretwegen zumauern.

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